Geschichte mit dem löchrigen Eimer

 

 

 

Ein Wasserträger in Indien hatte zwei Töpfe zu tragen.

Jeden Tag ging er mit den Töpfen von der Wasserquelle zum Haus seines Herrn.

Ein Topf war makellos, der andere rissig.

Der beschädigte Topf war traurig und fühlte sich schlecht,

weil er nur die Hälfte des Wassers nach Hause brachte.

Doch der Wasserträger sprach zu ihm:

"Sind dir nicht die vielen Blumen aufgefallen,

die nur an deiner Seite des Weges wachsen?

Ich habe mir deinen Mangel zu Nutze gemacht

und an dieser Seite des Weges Blumen gesät.

So habe ich allezeit frische Blumen um das Haus zu schmücken."

 

 

 

 

Wie oft denken wir, dass es im Leben darum geht möglichst perfekt zu sein! Und wie oft denken wir, dass wir den Ansprüchen nicht genügen, weil andere dann doch klüger, schöner, eloquenter, witziger, informierter und zudem cooler sind. Aber es geht nicht darum, sich zu vergleichen wie der Topf in der Geschichte, und es geht nicht darum, möglichst perfekt zu sein – sondern es geht darum, sich von Gott in den Dienst nehmen zu lassen. Teresa von Avila schreibt, dass Gott sich nicht an unseren Fehlern und Schwächen stört, sondern uns von innen her versteht, da er ja selbst Mensch geworden ist. Vertrauen wir darauf, dass seine Phantasie sogar Wege finden wird selbst noch unsere Schwächen zu gebrauchen.

(vgl.: Teresa von Avila: Das Buch meines Lebens, Freiburg i. Br. 2001, Kapitel 37,5)